15. Januar 2024

Die Stasi und der Strafvollzug in der DDR!

Chemnitz war - wie letztes Jahr - erneut die Stadt die als Seminarort von Bundesseminarorganisator Winfried Conrad ausgewählt wurde. Die 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer reisten mit privaten Pkw´s und der Bahn zum Seminarort an. Diejenigen die der Deutschen Bahn das Vertrauen als Transportmittel geschenkt hatten, erlebten bei Ende des Seminars noch eine böse Überraschung. Aber zunächst einmal zum Ablauf der Veranstaltung. Erneut hatte die dbb akademie ein gutes und professionelles Hotel als Tagungsstätte ausgewählt. Den Anfang als Referent machte der Kollege Mario Pinkert. Kollege Pinkert – Landesvorsitzender in Sachsen-Anhalt – war schon zu DDR-Zeiten im Strafvollzug tätig. Seine Heimatanstalt war die die JVA Dessau. Nach der Wende und der Schließung der Einrichtung im Jahr 2015 sammelte der am Vollzugsalltag in der DDR interessierte Kollege alles, was er finden konnte. Er verfügt über unzählige Vorschriften und einen umfangreichen Bestand an Bildmaterial aus der Zeit vor 1989. In seinem Vortrag erklärte er wie der Strafvollzug in der DDR vollzogen wurde. Unterstützt wurde er von einem der Teilnehmer, der auch schon zu DDR-Zeiten im Vollzug beschäftigt war.

Es ergaben sich sehr vielen Nachfragen, die Kollege Pinkert gerne beantwortete.

Der zweite Seminartag führte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst zu dem Lern- und Gedenkort Kaßberg- Gefängnis in Chemnitz. Schon in der Zeit des Nationalsozialismus wurden in dem 1877 gebauten Gefängnis politische Gegner inhaftiert. Hinzu kamen während der Zeit von 1933 bis 1945 Menschen jüdischer Herkunft, Zeugen Jehovas und Zwangsarbeiter/innen, oft die erste Station auf dem Weg in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager.

Nach dem Krieg übernahm die sowjetische Geheimpolizei die Einrichtung. Anbdem Jahr 1950 nutzte das DDR-Ministerium für Staatssicherheit – MfS – teilweise das Gefängnis bis zur Komplettübernahme in Jahr 1952. Gegner und Gegnerinnen des SED-Regimes wurden dort inhaftiert. Berühmtheit erlangte die Einrichtung durch die Bezeichnung „Vogelkäfig“, die sich auf den DDR Rechtsanwalt Wolfgang Vogel, den Unterhändler beim Freikauf politischer Gefangener durch die Bundesregierung bezog. Insgesamt wurde die Haftanstalt zum zentralen Dreh- und Angelpunkt der mehr als 30.000 Personen, die freigekauft wurden. Nach dem Ende der DDR übernimmt das Land Sachsen das Gefängnis und betreibt diese noch bis zur Schließung im Jahr 2010. Nach Verkauf an einen privaten Investor und Gründung eines Vereins zur Erhaltung des Gedenkortes wurde ein Teil des großen Gebäudekomplexes von diesem angemieten. Seit 2017 ist der Gedenkort zugänglich und seit 2023 kann man den ehemaligen Hafttrakt B besichtigen. Dort findet man auch die drei Austellungsetagen. Die BSBD Besuchergruppe wurde von Herrn Schröpfer durch die Ausstellung geführt.

Am Nachmittag stand der Besuch der JVA Chemnitz auf dem Programm. Die Ansprechpartnerin des BSBD Ortsverbandes, Kollegin Silke Völker-Eckert, hatte mit ihrer Mannschaft erneut ein interessantes Programm erarbeitet. Zunächst wurde die Gruppe in einer PowerPoint Präsentation über die Anstalt informiert. Wie bei den bisherigen Besuchen der Anstalt, die vom Bundesseminarleiter geplant wurden, hatte auch diesmal die Behördenleiterin Frau Bender - König Zeit und Gelegenheit die Seminargruppe persönlich willkommen zu heißen und zu informieren. Die JVA Chemnitz ist die zentrale Frauenvollzugsanstalt der Freistaaten Sachsen und Thüringen. Die Belegungsfähigkeit umfasst 246 Haftplätze davon 241 im geschlossenen und fünf im offenen Vollzug. Ferner werden auch 14 Jugendarrestplätze vorgehalten. Nach den sehr ausführlichen Ausführungen der Anstaltsbediensteten wurde die Gruppe durch die Anstalt geführt. Bundesseminarleiter Conrad bedankte sich bei den Chemnitzer Kolleginnen und Kollegen – die auch die Bewirtung der Seminargruppe dankeswerterweise übernommen hatten – mit kleinen Aufmerksamkeiten.

Am letzten Seminartag wurde noch einmal die Thematik der Stasi in der DDR thematisiert. Gezeigt wurde der Film „Das Leben der Anderen“, der eindrucksvoll die perfide und menschenverachtende Arbeit der Stasi zeigt. Tief beeindruckt von dem Film wurde danach noch über den Inhalt diskutiert, bevor die Gruppenmitglieder die Heimreise antreten konnten. Nicht alle! Durch den eintägigen Streik der GdL konnten drei Seminarteilnehmer nicht die sofortige Rückreise antreten. Sie mussten noch eine Nacht in Chemnitz bleiben. Dank ihrem Landesverband, dem BSBD NRW, sind den Kolleginnen und dem Kollegen keine zusätzlichen Kosten entstanden.